Yossi Cohen, Direktor von Israels machtvoller, nationaler Geheimdienstbehörde Mossad, gab im Zuge einer Sicherheitskonferenz mit Vertretern des Finanzministeriums zuletzt einen Einblick in die strategischen Leitlinien der Israelis und die jüngst ausgebrochenen Proteste im Iran.

Inmitten der Gespräche über den Grad der „iranischen Bedrohung“, die sich gegen die nationalen Sicherheitsinteressen Israels richtet, erklärte Cohen plötzlich unverblümt: „Wir haben Augen und Ohren, selbst innerhalb des Irans.“

Dieses bedeutsame Eingeständnis seitens eines hochrangigen Geheimdienstoffiziellen Israels erfolgte am selben Tag, an dem der höchste Religionsführer des Irans gegen die ausländischen Feinde seines Landes ausholte.

Unter Bezugnahme auf eine Zusammenfassung von dessen Erklärungen durch Reuters, wurde darauf hingewiesen, dass „der Iran den Versuch, legitime Proteste in eine gewaltsame Aufruhr zum Sturz der Regierung der Islamischen Republik Iran zu verwandeln, vereitelt hat“. 

Erstarken des Iran gilt für die Israelis seit langem als die größte Gefahr

Yossi Cohen warnte in seiner Ansprache unter Bezugnahme auf Arutz Sheva News davor, dass der Iran zunehmend hegemoniale Ambitionen in der gesamten Region verfolge, während Teheran „seine Macht im Mittleren Osten bedeutsam ausweitet“.

Unter israelischen Verteidigungs- und Sicherheitsoffiziellen sowie Premierminister Benjamin Netanyahu, sind diese Bestrebungen des Irans bereits seit langer Zeit als größte Bedrohung für die Stabilität in der Region und die nationale Sicherheit Israels ausgemacht worden.  

Der Grad der Gefahreneinstufung übertrumpft selbst eine potenzielle Bedrohung durch ISIS. „Der Iran macht sich in rasantem Tempo im gesamten Mittleren Osten breit, und es gibt kaum etwas, was dessen Führung in den eigenen Ambitionen zurückhalten würde“, wie Cohen erklärte.

Der Iran hat seinen Traum vom Aufbau einer Land- und Luftbrücke in der Region nahezu erreicht, wodurch es dem Iran nun möglich wird, seine Truppen in der ganzen Mittelostregion zum Einsatz zu bringen“, so Cohen weiter. 

Teheran-Bagdad-Damaskus-Beirut: Die Landbrücke besteht bereits

Wir hatten bereits im vergangenen November berichtet, dass diese „Landbrücke“ schon jetzt zu einer Realität geworden ist, da der rapide Rückzug des Islamischen Staaten (ISIS) in einer vorhersehbaren Kooperation der militärischen Kräfte Syriens und des Iraks an deren gemeinsamen Grenzen resultierte.

Hierzu lassen sich auch die schiitischen Paramilitärverbündeten, unlängst Iraks Populäre Mobilisierungseinheiten (PMU) sowie die libanesische Hisbollah, der Hauptverbündete der syrischen Armee in Bodenoperationen, zählen.

Sowohl Israels als auch Washingtons Iran- und Syrienpolitik wurde in der letzten Dekade auf Basis von Angst vor diesem so genanntem „Schiitenbund“ beziehungsweise der iranischen Landbrücke bestimmt, welche Teheran in einem anhaltenden Rennen um Macht und Einfluss mit dem Mittelmeer verbinden würde (Teheran-Bagdad-Damaskus-Beirut).

In jüngster Zeit haben israelische und amerikanische Offizielle dem Iran vorgeworfen, im Jemen und im Libanon entgegen der Interessen Saudi-Arabiens und Israels zu intervenieren. Hierbei handelt es sich um zwei mit Vorbehalten behaftete Verbündete, die bereits mitgeteilt haben, geheimdienstliche Informationen miteinander zu teilen, was darauf abzielt, den iranischen Einfluss in der Region zurückzudrängen. 

Joshua Landis twitterte hierzu, dass US-Verteidigungsminister Mattis zum aktuellen Zeitpunkt nicht an die Existenz einer schiitischen Landbrücke in der Region glaube. Laut Mattis habe der Iran dabei versagt, eine „Landbrücke“ durch Syrien in dem Bemühen, einen „schiitischen Korridor“ in der Region zu schaffen, wirklich zu etablieren. Landis antwortete in seinem Tweet hierauf, ob er auf dieselbe Landkarte [wie Mattis] blicke.

Wie stark waren die ausländischen Geheimdienste an den Protesten beteiligt?

Im Angesicht des vor zwei Wochen zu beobachtenden Ausbruchs von Massenprotesten gegen die iranische Führung, die ursprünglich ökonomische Gründe hatten, spekulieren viele Experten und Analysten darüber, wie hoch der Grad der Interventionen durch ausländische Geheimdienste zur Ankurbelung dieser Proteste mit dem Ziel eines vermeintlichen Regime-Sturzes gewesen sein mag.

Die Proteste haben sich in den letzten Tagen verflüchtigt, nachdem Irans Sicherheitskräfte einschritten und das allgemeine Momentum bezüglich einer Intensivierung der Proteste zum Sturz der Teheraner Regierung nachließ.

In den letzten Tagen hatten sich die Vorwürfe der iranischen Autoritäten gemehrt, laut denen ausländische Kräfte hinter den inländischen Protesten gestanden hätten. Im Rahmen der israelischen Gespräche über die nationale Sicherheit des Landes bekräftigte Yossi Cohen die langfristigen Ziele der Geheimdienste im Hinblick auf einen Regierungswechsel im Iran. 

Deutliche Warnungen: Es könnte in Zukunft zu sozialen Revolutionen kommen

Cohen äußerste sich hierzu wie folgt:

„Wir brauchen nicht mit Spekulationen beginnen, obwohl ich natürlich persönlich sehr glücklich darüber wäre, wenn es im Iran zum Ausbruch einer sozialen Revolution käme. Dabei handelt es sich um ein Ereignis, zu dem es in der Zukunft kommen könnte.“

In der Zwischenzeit hat Israels Premierminister Benjamin Netanyahu unter Bezugnahme auf verschiedene Berichte seine sich gegen den Iran richtenden Vorwürfe im Rahmen einer letztwöchigen Zusammenkunft mit NATO-Botschaftern in Jerusalem bekräftigt, und führte wie folgt aus:

„Ein Teil der iranischen Pläne zur Eroberung und Kolonisierung Syriens sieht vor, mindestens 100.000 schiitische Kämpfer ins Nachbarland zu verbringen. Dabei handelt es sich mehrheitlich nicht um Iraner, doch unter dem direkten Befehl Teherans stehende Kämpfer.“

Netanyahu hatte bereits im Laufe der letzten Monate davor gewarnt, dass Israel es dem Iran nicht erlauben wird, eine über einen langen Zeitraum anhaltende Präsenz in Syrien zu etablieren. 

Khamenei sieht Verschwörung zur Destabilisierung und droht mit Vergeltung

Zur selben Zeit veröffentlichte Irans oberster Religionsführer Ajatollah Ali Khamenei via Twitter eine Reihe von Erklärungen, in denen er auf eine durch ausländische Kräfte hintertriebene Verschwörung zur Destabilisierung des Irans aufmerksam machte.

Gleichzeitig teilte Khamenei mit, dass „diese Entwicklung nicht unbeantwortet bleiben wird“. Khamenei ergänzte: „Ein weiteres Mal teilt unsere Nation den USA, Großbritannien und all jenen, die unsere Islamische Republik vom Ausland ausgehend zu stürzen beabsichtigen, mit, dass sie versagt haben, und auch in der Zukunft versagen werden.“

Khamenei bezichtigte in diesem Rahmen explizit Israel wie auch eine militante Oppositionsgruppe namens MEK (People's Mujaheddin of Iran) – bei der es sich um eine kontroverse Oppositionsgruppe im Ausland handelt, die eine Tötungskampagne gegen iranische Wissenschaftler betreibt, und die lange schon durch Washington favorisiert wurde – den Aufruhr im Iran genährt zu haben, in deren Zuge es bisher zu 21 Todesopfern gekommen ist.

Darunter befinden sich Mitarbeiter der iranischen Geheimdienste wie auch ein Polizeibeamter. Khamenei twitterte hierzu wie folgt:

Unter Bezugnahme auf Geheimdienstbeweise hat sich im Hinblick auf die momentan im Iran zu beobachtenden Ereignisse ein Dreiecksmuster ausgebildet. Der Plan wurde durch die USA und Zionisten ausgeheckt. Hinter der Finanzierung dieses Plans stand eine wohlhabende Regierung in der Nähe des Persischen Golfs. Drittes Element waren Feinde im Inland. Die Schlächter der MEK wurden [als Trojanisches Pferd] im Rahmen dieser Verschwörung angeheuert.

    — Khamenei.ir (@khamenei_ir) 9. Januar 2018

In Reaktion auf zuvor abgesetzte Tweets seitens US-Präsident Donald Trump, welche die Teheraner Regierung verteufelten, um gleichzeitig Unterstützung für die Protestler im Iran zum Ausdruck brachten, sprach Khamenei das Weiße Haus und Trump direkt an, ausführend, dass „dieser Mann, der in der Chefetage des Weißen Hauses sitzt – wenn es sich auch um eine instabile Persönlichkeit handelt – einsehen müsse, dass diese extremen und psychotischen Ereignisse keinesfalls unbeantwortet bleiben werden“. 

Wahrheitsgehalt der Medienberichte sehr schwer zu verifizieren

Bislang haben die iranischen Autoritäten nur im Innern reagiert, nachdem CNN und viele andere Medien berichteten, dass es im Iran mittlerweile zu mehr als 3.500 Verhaftungen gekommen ist. Teherans Behörden sind zu der Ansicht gelangt, dass inländische Provokateure im Bunde mit ausländischen Finanziers stehen, um die Proteste in Gewalt ausarten zu lassen.  

Ferner ist es zu zahlreichen Medienvorwürfen in Sachen einer Folterung von Gefangenen und neuen Berichten über Selbstmord begehende Gefängnisinsassen gekommen. Wie dem auch sei, eine große Mehrheit der Berichte lässt sich nicht auf ihren Wahrheitsgehalt verifizieren, während davon ausgegangen wird, dass die Quellen oppositionellen Aktivisten entstammen. 

Bislang ist Trump nicht auf die Anschuldigungen des iranischen Top-Klerikers eingegangen, der den US-Präsidenten auf direkte Art und Weise „psychotischer Anwandlungen“ bezichtigt. Es wird interessant sein zu beobachten, welchen Grundton der nächste Trump-Tweet zu den Ereignissen im Iran haben wird.  

Bei diesem Bericht handelt es sich um die Übersetzung eines Berichtes auf der Seite Zerohedge zu aktuellen Geschehnissen im Mittleren Osten.  

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